Die Bettkanten-Entscheidung: Warum Mitarbeitende morgens über Fehlzeiten entscheiden

Die Bettkanten-Entscheidung: Warum Mitarbeitende morgens über Fehlzeiten entscheiden

veröffentlicht am 1. Dezember 2024

Der Moment zwischen Bleiben und Aufstehen

Wir alle kennen sie – die sogenannte Bettkanten-Entscheidung.
Sie beschreibt den Moment am frühen Morgen, wenn der Wecker klingelt, die Nacht unruhig war und man sich fragt: „Ich bin nicht hundert Prozent fit – bleibe ich zu Hause oder gehe ich zur Arbeit?“

Für viele ist das ein kurzer, aber entscheidender Augenblick. Angenommen man fühlt sich zu 60-70% fit: Die einen stehen auf, trinken einen Kaffee und denken sich, vielleicht wird es im laufe des Tages besser. Andere ziehen die Decke noch einmal über den Kopf  und melden sich bereits bei den ersten Symptomen krank.

Was führt zu dieser unterschiedlichen Entscheidung?

Die Einflussfaktoren der Bettkanten-Entscheidung

Ob jemand trotz Unwohlsein zur Arbeit geht oder sich krankmeldet, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Art der Tätigkeit: Ist sie körperlich fordernd oder organisatorisch ersetzbar?
  • Ansteckungsgefahr: Ist Homeoffice eine Alternative?
  • Bindung an das Unternehmen: Wie stark ist die persönliche Identifikation mit dem Arbeitgeber, mit den KollegInnen oder mit der Arbeitsaufgabe?
  • Motivation und Wertehaltung: Welche Überzeugungen wurden bereits in der Kindheit oder Ausbildung hierzu geprägt?
  • Teamkultur: Wie selbstverständlich ist gegenseitige Unterstützung ?

Entscheidend ist auch die individuelle „Klassifizierung“ der Mitarbeitenden:

  • A-Mitarbeitende gehen meist auch mit reduzierter Fitness zur Arbeit. Sie sind leistungsorientiert, loyal und fühlen sich verantwortlich für Team und Unternehmen. Statistisch gesehen sind das 5-10% der Belegschaft. Hier besteht die Gefahr von Präsentismus.
  • B-Mitarbeitende sind in der Regel 80-90% der Belegschaft. Sie werden von jedem Unternehmen benötigt, sind loyal, mal mehr oder weniger motiviert und obwohl sie eigentlich arbeitsfähig wären, bleiben sie auch mal Zuhause. Hier finden wir auch die Retourkutschen, weil man sich so stark geärgert hat.
  • C-Mitarbeitende nutzen erste Anzeichen, um sich krankzumelden. Häufig fehlen Loyalität, Identifikation mit Unternehmenszielen oder Verantwortungsgefühl gegenüber Kolleginnen und Kollegen. Laut Studien trifft das auf etwa 5- 10 Prozent der Belegschaft zu. Je größer das Unternehmen, desto oft weniger Bindung und desto höher die Prozentzahl.

Führungskräfte als Schlüssel im Fehlzeitenmanagement

Was können Führungskräfte tun, um die Bettkanten-Entscheidung positiv zu beeinflussen?

Zentral ist die konsequente Auseinandersetzung mit jeder Abwesenheit – nicht wertend, sondern mit echtem Interesse.
Dabei gilt es herauszufinden, ob eine medizinische Notwendigkeit bestand oder ob andere Gründe wie Frustration, Retourkutsche, Überlastung, fehlende Motivation oder private Belastungen zur Entscheidung geführt haben.

Das Gesundheitsfördergespräch ist hier ein sehr wirkungsvolles Instrument. Es hilft, die Ursachen herauszubekommen, zu verstehen und gezielt gegenzusteuern – sei es durch Wertschätzung, Klärung von Rollen oder Anpassung der Arbeitsbedingungen.

Fazit: Von fünf möglichen Ursachen für Abwesenheiten, sind nur zwei medizinisch bedingt. Fehlzeiten entstehen also oftmals im Kopf und sind die Wirkung von den oben beschriebenen Ursachen.

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